Saatgutbörse an der Südsäule in unserem Eingangsbereich und Ausstellung auf der Empore
In der Saatgutbörse können Sie für wenig Geld Samen von alten Gemüsesorten erwerben, deren private Zucht weiterhin genehmigt ist. Ein Tütchen kostet 2,50€, die verfügbaren Sorten können Sie dem Foto unten entnehmen.
Die Ausstellung auf der Empore ist ein Einblick in die Welt der verbotenen heimischen und historischen Gemüsesorten und ihrer Geschichten.
Das deutsche Saatgutverkehrsgesetz verbietet den Handel mit vielen historischen und regionalen Gemüsesorten wie zum Beispiel dem Roten Heinz, der Hildesheimer Stangenbohne und dem Berliner Aal.
Viele alte Sorten sind akut vom Aussterben bedroht, weil sie praktisch von niemandem mehr angebaut werden. In den Supermärkten sind sie nicht erhältlich, weil mit ihnen in der Regel kein Handel betrieben werden darf. Dazu müsste für jede einzelne Sorte eine amtliche Zulassung beim Bundessortenamt in Hannover erwirkt werden. Doch für kleinere Zucht- und Gartenbaubetriebe wäre dies ein unverhältnismäßig großer Kosten- und Zeitaufwand und damit nicht wirtschaftlich.
Sortenzüchtung, die traditionell in kleinbäuerlichen Strukturen betrieben wurde, befindet sich heute nahezu vollständig in der Hand weniger, global agierender Saatgutkonzerne. Diese Entwicklung hat zu einem Aussterben von über 80 Prozent sämtlicher Kulturpflanzen in den vergangenen 100 Jahren geführt.
Als die Menschen begannen, Ackerbau zu betreiben, bekam das Saatgut eine zentrale Bedeutung. Doch die Vielfalt unseres Saatgutes ist bedroht, weil sie zugunsten ökonomischer Interessen geopfert wird. Historische Sorten verschwinden und mit ihnen auch das Wissen um ihre Herkunft und Geschichte - zum Beispiel zugunsten der Gentechnik verdrängte uralte Maissorten, Tomaten verschwundener indigener Stämme oder eine Vielzahl regionaler Gemüsesorten, die infolge eines Saatgutgesetzes sterben mussten, das von Rassenideologien in der Nazizeit erschaffen wurde und bis heute gültig ist.